14.07.2016

Leitungsdurchmesser bei Multinormleitungen

Die Wiederverwendbarkeit einmal geleisteter Arbeit spielt in unserem Effizienzstreben eine große Rolle. So können wir unser Ergebnis mit minimalem Aufwand maximieren. Manchmal jedoch, verursacht dieser Denkansatz versteckte Probleme: Wenn Bewährte & Bekannte Steuerleitungen plötzlich mehr Arbeit verursachen als einsparen.

Maschinenhersteller, die nach Nordamerika exportieren, kennen es: Die lokalen Zulassungen erfordern bestimmte Materialien und wenn vorhanden, gar eine komplette Überarbeitung der bereits fertig entwickelten Teile. Insbesondere bei Kabeln und Leitungen wird es oft undurchsichtig. Beim Studium der in Nordamerika gültigen Standards wie UL 508A und NFPA79 stellen sich im Nachhinein ggf. mehr Fragen als Antworten gegeben werden.

Wie gut, dass man Bewährtes kennt: Eine Multinormleitung (meistens mit Nordamerikanischer & Kanadischer Zulassung, VDE-Approbation und Harmonisierung) wird für Nordamerika bereits häufig eingesetzt und ist dabei auch noch europaweit anerkannt. Bei der Suche von PVC-Steuerleitungen mit „UL-Zulassung“ fällt die Wahl daher häufig auf die harmonisierte H05VV5-F bzw. die geschirmte Variante H05VVC4V5-K - und das aus einfachen Gründen: Die Leitungstype ist vielen Konstruktionsbüros bekannt und neben der generell hohen Verfügbarkeit am Markt, ist die Harmonisierung für Maschinenfreigaben ein befürwortendes, vertrauensbildendes Qualitätsargument. Oftmals wird dem HAR-Logo jedoch nicht einmal viel Beachtung geschenkt.

Dass sich bei Einsatz einer solchen Leitung der Leitungsdurchmesser im Vergleich zur nicht-harmonisierten Type vergrößert, wird dabei bewusst oder unbewusst hingenommen und dadurch in vielen Fällen nicht hinterfragt. Doch können die vorhandenen bereits fertig entwickelten Maschinen für diese größeren Außendurchmesser ggf. nicht ausgelegt sein.

Doch woher kommt der Zuwachs im Außendurchmesser?
Bei der Harmonisierung von Leitungen hat man neben der Vereinheitlichung der Bezeichnungen insbesondere die Konstruktionsparameter definiert. Heraus kamen z.B. Isolationswandstärken die den individuellen Vorgaben der Länder gerecht wurden – demnach „der größte gemeinsame konstruktive Nenner“. Das dickt auf – insbesondere bei geschirmten Varianten – diese verfügen per Harmonisierung über einen Innenmantel.

Für die Konstruktionsabteilung der Unternehmen stellt sich daher nun die Herausforderung, die vorhandenen Durchführungen, Platzvorgaben und Biegeradien der Maschine zu analysieren. Dies aber auch nur, wenn der Zuwachs an Außendurchmesser überhaupt beachtet wird. Durch ein Redesign der betroffenen Maschinenbereiche wird das Problem also umgangen – mancherorts auch erst in der Fertigungshalle. Man wählt die größere Verschraubung, installiert einen größeren Schlauch, definiert einen größeren Kabelkanal oder führt gar Veränderungen an der mechanischen Konstruktion des Maschinenteils durch. Man argumentiert den größeren Außendurchmesser und die benötigte Veränderung der Maschine mit der Erklärung: Die eingesetzte Leitung ist für die USA tauglich, ist schnell zu beziehen, verfügt über weitere notwendige Zulassungen und daher ist der Zuwachs an Material akzeptabel.

Doch, harmonisierte mehradrige Leitungen außerhalb des Schaltschranks an Maschinen sind am Markt in den Hintergrund geraten. Kaum eine technisch anspruchsvolle und durchentwickelte Leitung auf Maschinenebene verfügt heutzutage noch über das HAR-Logo. Der ursprüngliche Harmonisierungsgedanke, Leitungen zu vereinheitlichen, die in Ihrer Dimension europaweit identisch sind und somit überall verfügbar, findet durch den hohen Technologie- und Optimierungsgrad auf Leitungsebene immer seltener Anwendung. Durch die Harmonisierung ergibt sich also eine heute nicht unbedingt erforderliche Vergrößerung des Leitungsdurchmessers im Vergleich zur konventionellen PVC-Leitung von bis zu 45 % (bei geschirmten Varianten). Die Unternehmen müssen sich die Frage stellen, ob die Harmonisierung in diesem Applikationsumfeld weiterhin erforderlich ist.

Und dabei ist die Lösung recht einfach: Durch die Konzentration auf das Notwendige (wie UL/CSA Komponentenzulassung und VDE-Approbation) kann man heute eine anerkannte PVC-Multinormleitung ohne beziehen, die einen vergleichbaren Leitungsdurchmesser wie eine konventionelle flexible PVC-Leitung aufweist.

Kein Aufwand beim Redesign
Es entfällt das aufwändige Redesign der Maschine – lediglich die Leitungstype ändert sich. Die Mehrkosten wie z.B. größere Durchführungen und Verschraubungen werden eingespart und die Arbeit hin zu Maschinen für Nordamerika wird dadurch ein deutliches Stück erleichtert. Verzicht muss man nicht üben, ganz im Gegenteil: Durch eine 90 °C 600V-Zulassung für Leistungsstromkreise vergrößert sich zudem der Einsatzbereich neben der NFPA79-Tauglichkeit bis hin zu UL 508A-Konformität. Die weiterhin identischen Dimensionen im Vergleich zur konventionellen Steuerleitungen erlauben zudem den Gedanken, Leitungen dieses Typs gleich auch für Europa zu verwenden um den Standardisierungsgrad und Einsatztauglichkeit der eigenen Maschine zu erhöhen und die Leitungsvielfalt zu reduzieren.

Die Friedrich Lütze GmbH hat die hierfür passende Leitungsserie LÜTZE SILFLEX N MULTINORM 600V 90 °C in gängigen Konstruktionen und Querschnitten im Programm, im EPLAN Data Portal und auf Lager* – auch als besonders kompakte, geschirmte Variante.
*In Kleinmengen erhältlich.

Querschnittsvergleich: (v.l.n.r.)Konventionelle PVC-Leitung (7G1,5) im Vergleich zur harmonisierten Type und LÜTZE SILFLEX N MULTINORM 600 V 90 °C.

Zulassungen - Unterschiede: Durch die Konzentration auf das Notwendige kann man kompakte Leitungen herstellen.

SILFLEX N MULTINORM 600V 90°C

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